10.07.2018

Stoffpuppen aus Abgrund geborgen

Schwäbisch Hall. Am Dienstag übte das Technisch Hilfswerk Schwäbisch Hall das Retten von zwei abgestürzten Personen aus einem 25 tiefen Abgrund.

Als sich mit einem leisen Klicken der Karabinerhaken am Abseilgerät schließt, heißt es für den Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) Schwäbisch Hall noch einmal tief durchatmen. Es kostet etwas Überwindung, den ersten Schritt in die Leere zu machen und darauf zu vertrauen, dass die Kameraden am Ende des Seiles alles im Griff haben. Auch wenn mehrere Sicherungen in das Abseilsystem eingebaut sind, so sind es doch die Kameraden, welche das Führungsseil und somit auch die Verantwortung in den Händen halten. Wenige Augenblicke später steht der Helfer waagerecht an der 25m hohen Felswand und gibt das Zeichen, dass alles in Ordnung ist. Schritt um Schritt geht es an der Felswand hinunter. An manchen Stellen bröckeln immer wieder lose Steine unter den Stiefeln von der Wand ab und fallen krachend zu Boden.

Unten angekommen dauert es nicht lange, bis sich weitere drei Helfer abgeseilt haben. Unwegsames Gelände, wild wachsende Bäume und große Felsbrocken stellen sich dem Erkundungsteam entgegen. Hier hat schon viele Jahre kein Mensch mehr den Boden betreten. Trotzdem sollen sich hier zwei verunglückte Personen befinden, heißt es vom Einsatzleiter, welcher von oben alles beobachtet und die restlichen Einsatzkräfte koordiniert.

Schon nach kurzer Suche werden die beiden Verletzten gefunden. Eine Rettung kann aufgrund der örtlichen Gegebenheiten allerdings nur auf dem gleichen Weg erfolgen, wie die Helfer zu ihnen hinab gekommen sind. Über Funk wird ein Rettungskorb angefordert, um die beiden Personen liegend transportieren zu können.

Das Abseilen geschieht über einen Ausleger, um mit dem Rettungskorb an der Felskante vorbei zu kommen. Diesen haben die Helfer der THW-Bergungsgruppe aus Teilen des Einsatz - Gerüst - Systems errichtet. Um das Hochziehen, mit einem Flaschenzugeffekt zu erleichtern, wurde eine Seilrolle in das Abseilsystem eingebaut. Auf schweres Gerät, wie etwa der Seilwinde des Gerätekraftwagens, kann an der Einsatzstelle nicht zurückgegriffen werden. Sämtliche Einsatzmittel mussten zuvor 300 m zu Fuß durch den Wald an den Felsvorsprung transportiert werden.

Zügig wird die erste Person zum Transport vorbereitet und mit Gurten im hinabgelassenen Rettungskorb gesichert. Mit vereinten Kräften wird der Rettungskorb samt betreuendem Helfer an der Felskante heraufgezogen. Auch der zweite Verletzte kann auf die gleiche weise gerettet werden. Danach können auch die restlichen zwei Helfer hochgeholt werden.

Anschließend wird mit dem Rückbau der Ausstattung begonnen. Als die letzten Teile wieder auf den Einsatzfahrzeugen verladen werden, bricht bereits die Dämmerung herein. Die beiden verletzten Personen, zwei lebensgroße Übungspuppen aus Stoff, bekommen die ersten Sitzplätze in den Fahrzeugen.

Nach zwei Stunden ist die Einsatzübung des THW Schwäbisch Hall, in einem verlassenen Steinbruch bei Hessental, beendet und sämtliche Fahrzeuge und Ausstattung stehen wieder einsatzbereit in der Unterkunft.

Text: Raphael Noe, Thomas Müller

Fotos: Thomas Müller
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